ÜBER DEN KÜNSTLER:
Jimu Kobayashi ist Industriedesigner und Keramikkünstler mit japanischen und taiwanesischen Wurzeln. Geboren und aufgewachsen ist er in Deutschland. Im Jahr 2020 hat er sein Studium an der Folkwang Universität der Künste abgeschlossen.
Neben seinen eigenen Kreationen hat Jimu von 2021-2023 als Produktdesigner bei onomao gearbeitet und sich anschließend der Vertiefung der Keramikkunst in Japan gewidmet.
Während seines Studiums hat er versucht, die Prozesse des Materials vom Rohzustand bis zum fertigen Objekt aus der handwerklichen und industriellen Perspektive zu verstehen.
Geprägt durch seine Großeltern in Japan, hat er sich vor vielen Jahr auf die Reise zur traditionellen Töpferkunst begeben. Die Herstellung von Keramik und die schier endlose Perfektionierung dieser Kunst weckt sein Interesse und er sieht es als einen Weg, den er wahrscheinlich sein Leben lang bestreiten wird.
Traditionelle, japanische Handwerkskunst mit einem modernen Blick in Alltagskunst umzuwandeln, ist dabei eines seiner Ziele.
Fragen an Jimu
Die erste bewusste Berührung mit Keramik habe ich durch meine Großmutter gemacht. Sie praktiziert traditionelle Teezeremonien in Japan. Bei einem Besuch meiner Oma hat sie mich durch die Zeremonie begleitet und mir alle Bestandteile einer Teezeremonie erklärt. Die Teeschale ist da natürlich wesentlicher Bestandteil davon. Die Art und Weise, solch eine Teeschale in der Teezeremonie zu begutachten, hat meinen Blick auf das Objekt komplett neu definiert. Dort entstand mein Interesse, zu erfahren, aus welchem Material diese unglaublich schöne Teeschale entstand und wie sie hergestellt wurde. In meiner Studienzeit als Industrial Designer erlernte ich die Ausführung von keramischen Prozessen in der Industrie und an der Töpferscheibe.
In erster Linie fasziniert mich der Prozess von Keramik. Ausgehend vom Modellieren eines weichen Klumpens Ton entsteht durch den Ofenbrand unter hohen Temperaturen das fertige Keramikobjekt. Das Material geht durch eine Art Metamorphose. Die Vorstellung, dass diese Techniken seit Jahrhunderten angewendet werden und immer noch mit ihnen gearbeitet wird, ist unglaublich. Für mich persönlich ist die Arbeit mit dem Material spannend, weil es so vielseitig einsetzbar ist. Von Alltagsgegenständen bis hin zur Raumfahrttechnik oder Zahntechnik (haha). Zu jeder neuen Form, kommen auch neue Herausforderungen in der Umsetzung, die man wie ein Rätsel lösen muss. Das treibt mich an, handwerklich immer besser und besser zu werden und das Material besser kennenzulernen.
Für mich ist meine Arbeit eine Art Identitätssuche. Ich bin Japaner, der in Düsseldorf geboren und aufgewachsen ist. In Japan habe ich jedoch nie wirklich gelebt. Daher hatte ich als junger Mensch immer ein innerliches Problem mit der Frage meiner Zugehörigkeit. Durch meine Arbeiten kann ich aber diese Frage meiner Zugehörigkeit beantworten, indem ich mich an der japanischen und der deutschen Ästhetik bediene und diese vereine.
Der Pinselstrich auf meinen Arbeiten hat verschiedene Bedeutungen. Bei manchen Objekten will ich die Form durch den Pinselstrich verdeutlichen und unterstreichen oder die Form dadurch brechen und einen Kontrast zeigen. Der Pinselstrich selbst trägt auch noch eine Struktur in seiner Linie, die sehr facettenreich ist. Vom vollen, tiefen Blau, das sich dann zu einem sehr weichen, unkonstanten Blauton entwickelt. Er soll den Blick des Betrachters auf sich ziehen, der dann die Linie verfolgt und dadurch auch die Form besser verstehen kann.