Kleine Kunstwerke für Zuhause
Ein Gespräch mit der Glaskünstlerin Pia Hoff
Die Glaskünstlerin Pia Hoff spielt mit ungewöhnlichen Farbkombinationen und Formen und kreiert dennoch zeitlose Alltagsgegenstände. Ihre Objekte tragen Namen wie Confetti oder Flamingo und hinterlassen bei den Betrachter:innen ein fröhliches Gefühl. Vasen, Krüge, Trinkgläser oder Schalen bekommen durch Hoffs Handwerkskunst eine unverwechselbare Note, die aus jedem Objekt ein potentielles Lieblingsstück werden lässt. Wir haben mit Pia gesprochen. Einfach, weil wir ihre Kunst ziemlich toll finden.
Glasmachen klingt wie ein verzauberter Beruf aus einer anderen Zeit - wann und wo hast Du entdeckt, dass Dich das Arbeiten mit dieser Materie fasziniert?
Pia Hoff: Tatsächlich finde ich das Wort “verzaubert” sehr treffend - in meinem Fall wurde ich in den USA von dem Material regelrecht in den Bann gezogen. 2013 ging ich für ein Jahr in den Mittleren Westen, nach Muncie, Indiana, um dort Kunst zu studieren.
Ursprünglich gar nicht meine erste Wahl, so hatte die Ball State University jedoch als einzige eine Heißglaswerkstatt - rückblickend also eine Fügung des Schicksals, die mein Leben komplett umgekrempelt hat.
2016 schloss ich mein Lehramtstudium an der TU Dortmund in den Fächern Englisch und Kunst ab, entschied mich bewusst gegen das Referendariat, um noch im selben Jahr die handwerkliche Ausbildung zur Glasmacherin zu beginnen - bislang womöglich die beste Entscheidung meines Lebens, denn nie zuvor wurde ich durch eine Tätigkeit in solchem Maße erfüllt.
Deine Linien sind teils feminin verspielt, teils minimalistisch - wenn Du dich für eine entscheiden müsstest: Welche Stilrichtung wäre es?
Die Entscheidung fällt mir definitiv nicht leicht! Das abwechslungsreiche Gegenspiel von Minimalismus und Verspieltheit reizt mich bei meinen Form- und Farbgebungen schon sehr - mein Herz schlägt definitiv für beide Stile. Müsste ich mich jedoch tatsächlich entscheiden, so würde ich minimalistische Designs vorziehen.
Wo stellst du deine Glaskunst her?
Um meine Glaskunst fertigen zu können, muss ich extrem flexibel sein.
Nachdem ich 2019 meine Ausbildung zur “staatlich geprüften Glasmacherin” abgeschlossen habe, begab ich mich auf “Wanderschaft”: Zwei Jahre lang wollte ich mich in renommierten Glasstudios weltweit in meinem vom Aussterben bedrohten Handwerksberuf professionell weiterbilden - bis März 2020 die Pandemie einen Strich durch die Rechnung zog.
Seit gut einem Jahr bin ich nun selbstständig als Glaskünstlerin tätig - und da ich (noch!) keine eigene Heißglaswerkstatt habe (leider ist das Glasmachen nicht nur einer der schönsten, sondern auch einer der teuersten Handwerksberufe), miete ich mich in verschiedenen Glasstudios ein, so z.B. im Katalanischen Vimbodí, wo ich für etwa 10 Monate mit meinem damaligen Partner an meinen eigenen Designs und deren Fertigung gearbeitet habe. Aber auch im Harz oder im Bayerischen Wald miete ich mich derzeit regelmäßig in Glashütten ein, um meiner Leidenschaft nachgehen zu können. Mein großer Traum ist es jedoch, mir zeitnah eine eigene, kleine Werkstatt mit Glasofen einzurichten!
Was ist dein Lieblingstier?
Ein Regenwurm. *
*stimmt nicht ganz, aber ich war schon während meines Kunststudiums eine Niete im Tiere-Zeichnen. Neben Regenwürmern mag ich Hunde sehr gerne :) vor allem Vizslas, mit denen ich aufgewachsen bin
Welches Gefühl gibt dir kreatives Arbeiten?
Während meines Kunststudiums hab ich in den verschiedensten Bereichen kreativ gearbeitet: Ich habe gemalt, gedruckt, fotografiert, genäht, habe Holz bearbeitet, Metall geschweißt und Gipsformen erstellt.
Die Frage ist vielleicht eher, welches Gefühl mir das kreative Arbeiten mit Glas im Speziellen gibt. Denn im Vergleich zu allen anderen Materialien, so gab mir die Arbeit mit dem heißen, flüssigen Glas eine nie zuvor gespürte Befriedigung und Erfüllung. Warum das so ist, liegt meiner Meinung nach an den charakteristischen Eigenschaften des Materials selbst: Es ist extrem heiß und flüssig. Bei knapp 1200 Grad Celcius hole ich die fließende Materie aus dem Glasschmelzofen und forme diese in einem höchst körperlichen Schaffensakt. Je nach Produkt dauert dieser etwa 1 bis 2 Stunden - ein Zeitfenster, in dem mein ganzer Fokus, meine gesamte Konzentration auf dem Fertigungsprozess liegt. Die Eigenschaften des Materials machen es unmöglich, sich kurz einmal “auszuklinken”, Abstand zu nehmen. Für mich hat diese unvergleichliche Direktheit beim Schaffensprozess eine beinahe meditative Wirkung: Man ist voll und ganz im Moment. Nicht selten sind nur wenige Sekunden ausschlaggebend auf die Formgebung - Schnelligkeit, Präzision und Intiution sind von großer Bedeutung. Oftmals gerate ich beim Glasblasen in einen Flow-artigen Zustand, was ich immer sehr genieße, da ich generell ein eher kopflastiger, nachdenklicher Mensch bin. Beim Glasmachen bin ich jedoch immer 100% nur bei dieser Sache - und das ist immer ein super zufriedenstellendes Gefühl.
Hast du ein Lieblingsprodukt?
Auch hier fällt mit die Entscheidung wieder nicht ganz leicht, denn mein Herz schlägt ja - wie ihr nun erfahren habt - für zweierlei Stilrichtungen. Das Lieblingsprodukt in meinem Online-Shop sind glasklar die “Confetti” Vasenobjekte - und auch, wenn ich diese im vergangenen Jahr aufgrund der hohen Nachfrage mit großem Abstand am (aller!)meisten gefertigt habe, so habe ich mich trotzdem noch lange nicht an ihnen satt gesehen! Auch bei mir zuhause stehen sie in den verschiedensten Varianten - denn meiner Meinung nach sind sie trotz ihrer feminin-verspielten Art aufgrund ihrer Formgebung wunderschön zeitlos und schlicht. Und auch beim Fertigungsprozess überraschen mich die verschiedenenen Farbkombinationen oftmals wieder aufs Neue.
Dennoch freue ich mich schon sehr darauf, an neuen, spannenden Projekten zu arbeiten, so z.B. an Beleuchtungsobjekten und Kerzenhaltern, die dann hoffentlich ganz bald in meinem Shop einziehen können.